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Indiebookday – Feiertag der unabhängigen Verlage

Ein Buchtipp zum Indiebookday: „Für kurze Zeit nur hier“ von Marìa Ospina Pizano, erschienen im Unionsverlag.
Überraschend, schön und tragisch zugleich.
Unbemerkt von den Büromenschen hinter den Fenstern umkreisen Tausende Zugvögel das trügerische Licht des Wolkenkratzers in Manhattan. Ein Scharlachkardinal löst sich aus der erbarmungslosen Falle, zieht gen Süden über die Wunden hinweg, die der Mensch in die Erde geschlagen hat, Plantagen, Mauern, Gefängnisse. In einer Küche weit unter ihm wird ein Käferweibchen mit dem ersehnten Mangold verpackt und weckt Hunderte Kilometer weiter Erinnerungen, während in den lauten Straßen Bogotás zwei Hündinnen vor dem Alleinsein flüchten.
Zahllose Wesen fliegen, kuscheln, kriechen, knurren und werden im Verborgenen Zeuge menschlicher Krisen und Hoffnungen. Aus einzigartiger Perspektive lässt uns María Ospina Pizano den amerikanischen Kontinent als zusammenhängenden Organismus begreifen.
Pizano schafft es, uns ganz ohne kitsch in das Innen- und Außenleben verschiedenster Tiere zu entführen. Dabei sind ihre Welten immer verwoben mit den Menschen, denen sie begegnen. Durchsetzt mit verschiedenen politischen, gesellschaftlichen und Umweltthemen ganz ohne mahnenden Zeigefinger.
Besonders gefallen hat der Erzählstil, der ganz behutsam und trotzdem eindringlich verschiedene Texte zu einem ganz wunderbaren Roman verbindet.