Das Weiterleben nach dem Knacks | Buchtipp

Die Installationskünstlerin Nadia kehrt nach 5 Jahren in ihre Heimatstadt Hamburg zurück um ihr Ausstellungsprojekt ein letztes Mal zu zeigen. Es dient ihr selbst als Verarbeitungsmechanismus um das Trauma der spurlos verschwundenen Schwester Dilhan zu verarbeiten. Doch Trost findet sie nicht. In Hamburg stürzt die Vergangenheit auf sie ein – ihre Schutz- und Fluchtmechanismen wirken hier nicht. Erinnerungen werden wach und sie trifft ihre Ex-Freundin Rahel, der Grund für ihre damalige Abreise, auf einem Konzert. Das reißt alte Wunden wieder auf. Und dann ist da noch ihre Nadias Schwester Minoo, die Wahrheiten ausspricht, welche Nadia nicht hören will. Zum Glück gibt es Jean, ihren Schwager, bei dem sie durchatmen kann oder verheimlicht auch er Nadia etwas?

Mit „Nadia“ hat unsere Hamburger Kollegin Can Mayaoglu einen Roman um eine lesbische Künstlerin geschrieben, die auf der Suche ist. In energischer, zeitgemäßer Sprache erzählt sie über das Weiterleben nach dem Knacks. Ihre Titelheldin kreist mal trotzig, mal verzweifelt um die zwei großen Leerstellen ihres Lebens. Statt sich jedoch zweckorientierter Mittel der Traumabewältigung zu bedienen, lernt Nadia Schritt für Schritt zu begreifen, dass der Schmerz zu einem Teil ihrer Identität geworden ist – eine Erkenntnis, die nicht nur für sie selbst, sondern auch für die Lesenden neue Horizonte öffnet. Es geht um Schmerz, Verlust und Neuanfang.

Die psychologische Komplexität des Stoffes spiegelt Mayaoglu in vitalen Figuren und humorvollen Dialogen. Hinzu kommt eine „Playlist“ aus Song-Zitaten, die die Kapiteltitel bilden. Sie machen „Nadia“ endgültig zu einem Romandebüt mit einem ganz eigenen Sound.

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